Einführung [1,2]
Der Ginkgobaum ist an verschiedenen Stellen in der Welt
durch Versteinerungen seiner Blätter seit ca. 280 Millionen Jahren nachweisbar,
dabei existiert die letzte, auch heute noch lebende Art bzw. ihr sehr nahe
stehende Vorgänger bereits seit ca. hundertfünfzig Millionen Jahren.
Seit dem erstmaligen Auftauchen des Ginkgos erlebte die Erde zahlreiche Katastrophen,
jedoch hat der Ginkgo all diese kritischen Epochen und Umwälzungen überdauert.
Man könnte ihn somit, um einen Ausdruck von Charles Darwin zu gebrauchen,
ein lebendes Fossil nennen. Er gehört zur Familie der Ginkgoaceen,
die mehrere Arten umfasst, von denen sich nur der Ginkgo biloba L. in Zentralchina
bis in unsere Zeit erhalten konnte. Im Mesozoikum dagegen erstreckte sich
das Verbreitungsgebiet der Ginkgoaceen über die ganze nördliche
Hemisphäre und sogar bis nach Indien und Australien. Sie wurden jedoch
von anderen Samenpflanzen, insbesondere den Laubbäumen, immer mehr verdrängt.
Der Ginkgo verschwand auch aus Europa und dem Gebiet Deutschlands, kam allerdings
sogar noch kurz vor Beginn der Eiszeit in der Gegend um Frankfurt am Main
vor. Er zog sich dabei bis nach Ostasien zurück, wo er offenbar auf
einem relativ kleinen Areal günstige Überlebensbedingungen
fand. Intensive Untersuchungen - wenn auch nicht die ersten - der chinesischen
Botaniker W. C. Cheng und S. C. Chien (1933) sowie Tsoonh (1936 und 1946)
legten dar, dass der Ginkgo biloba L. sehr wohl wild vorkommt, wenn auch
in eng begrenzten Teilarealen der Provinzen Anhwei und Chekiang, sowie in
Kweichow (hier noch die alten Schreibweisen der chinesischen Provinzen).
Als Fossil nimmt er botanisch eine Sonderstellung ein. Da er den Cycadaceen
sehr nahe steht, vereint er durch sein äußeres Erscheinungsbild
und seine Vermehrung moderne und ursprüngliche Merkmale der Pflanzenentwicklung.
Der Arzt und Botaniker Engelbert Kaempfer bereiste gegen Ende des 17. Jahrhundert
im Auftrag der Niederländischen Ost-Indien-Kompanie Japan und beschrieb
als erster Europäer wissenschaftlich den Ginkgo in seinem Buch "Amoenitatum
exoticarum".
Um 1730 kamen mit Schiffen die ersten Ginkgo-Samen aus Japan nach Utrecht,
wo auch heute noch der älteste Ginkgobaum Europas steht. Seit dem Eintreffen
der ersten Ginkgo-Samen breite er sich über Botanische Gärten und
Naturfreunde in ganz Europa aus.
Ziel der Kartierung in dieser vorliegenden Magisterarbeit ist es, den Bestand
aller Ginkgobäume in Jena zu erfassen und die Dokumentation des Dr.
Erasmus Hultzsch sowie der Stadt fortzusetzen. Es soll für nachfolgende
Generationen ersichtlich sein, wie und in welchem Umfang dieses Gehölz
sich in Jena ausgebreitet hat. Darüber hinaus wurde von Frau Doz. Dietrich
vermutet, dass Jena eine der Ginkgo-reichsten Städte Deutschlands, berechnet
an der Pro-Kopf-Zahl ist. Nicht zuletzt ist das sicher unter anderem
auch dem Wirken Goethes, vieler Naturfreunde und interessierten Bürger
Jena's zu verdanken.
1
Schmid, M. & Schmoll, H. g.E. (Hrsg) (2001) Ur-Baum und Arzneipflanze
- Mythos, Dichtung und Kunst. 2. Auflage, - Stuttgart, Leipzig, Hirzel.
2 Intersan (1993) Ginkgo biloba - Geschichte eines Baumes
- Rökan - Entwicklung eines natürlichen Therapiekonzepts. Handreichung,
Intersan, Postfach 413, D-76258 Ettlingen.
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